Edona Mirakaj: Wir wissen, dass die Zeit nach dem Eisprung, einer Insemination oder einem Embryotransfer sehr intensiv und belastend sein kann. Was können Betroffene in dieser Zeit tun?
Dr. Friedrich Gagsteiger: Das ist wirklich ein wichtiges Thema. Diesem Warten ist man nicht hilflos ausgeliefert. Es ist ein wichtiger Zeitraum, den man positiv mitgestalten kann. Unsere Evolution hat gerade beim Menschen Mechanismen entwickelt, die es leichter machen, schwanger zu werden, wenn es einem gut geht und man „froher Hoffnung“ ist. Es ist belegt, dass positive Emotionen den Eintritt einer Schwangerschaft deutlich begünstigen.
Edona Mirakaj: Das bedeutet, dass die Taktik, sich durch pessimistische Gedanken vor Enttäuschungen zu schützen, letztlich kontraproduktiv sein könnte?
Dr. Friedrich Gagsteiger: Genau. Dieses Sich-Sorgen-Machen mag zwar kurzfristig als emotionaler Schutz erscheinen, doch es schadet auch den physiologischen Prozessen, die für eine erfolgreiche Implantation und Schwangerschaft notwendig sind. Ich empfehle daher, sich bewusst auf Aktivitäten zu konzentrieren, die Freude bereiten und die eigene Stimmung heben. Schöne Bücher, angenehme Hörbücher oder kreative Hobbies helfen. Tun sie alles, was vor negativen Gedanken schützt.
Edona Mirakaj: Und können Freunde während dieser Wartezeit helfen?
Dr. Friedrich Gagsteiger: Es ist sehr individuell, aber im Allgemeinen ist es hilfreich, sich mit Menschen zu umgeben, die unterstützend und positiv sind. Das Gefühl, geliebt und behütet zu sein, kann sehr wohltuend sein und die emotionalen wie physiologischen Bedingungen für eine Schwangerschaft verbessern.
Edona Mirakaj: Welche mental-emotionalen Techniken würdest du vorschlagen?
Dr. Friedrich Gagsteiger: Techniken der Achtsamkeit und Meditation können sehr wirksam sein, ebenso wie positive Affirmationen. Eine Affirmation wie „Ich vertraue meinem Körper und der Zeit“ kann dabei helfen, eine positive und zuversichtliche Haltung zu fördern.
Edona Mirakaj: Friedrich, wie würdest du abschließend die emotionale Einstellung zusammenfassen, die man in dieser Zeit anstreben sollte?
Dr. Friedrich Gagsteiger: Ziel sollte sein, eine Haltung der liebevollen Geduld mit sich selbst und dem Prozess zu entwickeln, eine Art Zuversicht, die nicht durch Bangen oder Zweifel getrübt wird. Dies fördert nicht nur das emotionale Wohlbefinden, sondern unterstützt auch immunologischen Prozesse, die für eine erfolgreiche Schwangerschaft notwendig sind.
Edona Mirakaj: Vielen Dank, Friedrich, für diese wertvollen Einblicke. Ich bin sicher, dass man von deinen Ratschlägen profitieren kann.
Dr. Friedrich Gagsteiger: Es war mir ein Vergnügen, Edona. Ich wünsche allen, die sich auf diesem Weg befinden, viel Kraft und positive Energie.
