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AMH-Messung – Chancen und Grenzen verständlich erklärt

Liebe Patientin, lieber Patient,

vielleicht haben Sie schon in Zeitschriften oder auf Social Media gelesen, dass man mit einer Blutuntersuchung – der sogenannten AMH-Messung (Anti-Müller-Hormon) – etwas über die eigene Fruchtbarkeit erfahren könne. Viele Frauen fragen uns deshalb:

„Wo stehe ich eigentlich mit meiner Fruchtbarkeit? Muss ich mir Sorgen machen?“

Wir möchten Ihnen in ruhigen Worten erklären, wann eine AMH-Messung sinnvoll sein kann – und wann sie eher verunsichert, ohne wirklich weiterzuhelfen.

Was misst das AMH eigentlich?

AMH wird von kleinen heranwachsenden Eibläschen in den Eierstöcken produziert. Ein höherer Wert zeigt an, dass gerade viele dieser kleinen Follikel aktiv sind. Ein niedriger Wert bedeutet nicht automatisch, dass keine Eizellen mehr vorhanden sind – sondern spiegelt lediglich den aktuellen Stand in Ihrem Körper wider.

Was kann das AMH nicht leisten?

Ein regelmäßiger Zyklus ist ein gutes Zeichen für einen Eisprung, sagt aber nicht automatisch etwas über die Größe der Eierstockreserve aus. Und umgekehrt kann eine einzelne AMH-Messung nicht zuverlässig vorhersagen, wie lange eine Frau noch fruchtbar sein wird. Auch gibt es keinen Beweis dafür, dass Frauen mit höheren AMH-Werten schneller oder leichter schwanger werden als andere.

Wann ist eine AMH-Messung sinnvoll?

Die Bestimmung des AMH kann eine große Hilfe sein, wenn ein konkreter medizinischer Grund besteht – zum Beispiel bei der Planung einer künstlichen Befruchtung oder wenn Hinweise auf eine frühe Erschöpfung der Eierstöcke vorliegen. Auch vor einer Krebsbehandlung kann die AMH-Messung sinnvoll sein, um die Fruchtbarkeit besser einzuschätzen.

Wann bringt eine Messung wenig?

Wird das AMH einfach „nur zur Beruhigung“ bestimmt, kann es manchmal mehr Verunsicherung als Klarheit bringen. Besonders wenn gleichzeitig hormonelle Verhütungsmittel verwendet werden, können die Werte verfälscht sein. Auch zur Frage „Muss ich noch verhüten?“ ist eine AMH-Messung wenig hilfreich – solange Menstruationen auftreten, ist theoretisch eine Schwangerschaft möglich.

Was bedeutet ein niedriger AMH-Wert?

Ein niedriger AMH-Wert bedeutet nicht automatisch, dass eine Schwangerschaft unmöglich ist oder dass die Menopause unmittelbar bevorsteht. Selbst sehr niedrige Werte können noch viele Jahre mit einer erhaltenen Fruchtbarkeit einhergehen.

Unser Rat an Sie:

Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, ob eine AMH-Bestimmung in Ihrer individuellen Situation sinnvoll ist. Falls ja, besprechen Sie in Ruhe, was das Ergebnis bedeutet – und was nicht. Sehen Sie den AMH-Wert nicht als Schicksal oder endgültiges Urteil. Es ist eine Momentaufnahme, aber nicht die ganze Geschichte Ihrer Fruchtbarkeit.

Und vor allem: Vertrauen Sie Ihrem Körper. Kein Blutwert dieser Welt definiert Ihre Zukunft oder Ihren Wert als Mensch.

Wenn Sie Fragen haben oder unsicher sind, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Gemeinsam finden wir den besten Weg für Ihre Wünsche und Bedürfnisse.

Herzliche Grüße

Ihr Dr. med. Friedrich Gagsteiger

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