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„Das Märchen von der ewigen Fruchtbarkeit des Mannes“

Liebe Leserinnen und Leser,

herzlich willkommen zu unserem heutigen Newsletter, in dem wir uns mit einem oft vernachlässigten Thema beschäftigen: der abnehmenden Zeugungsfähigkeit von Männern. Obwohl es prominente Beispiele wie George Clooney oder Richard Gere gibt, die auch jenseits der 50 bzw. 70 Vater geworden sind, sind solche Fälle keineswegs selbstverständlich. Selbst bei der Filmlegende Charlie Chaplin, der mit 73 noch einmal Vater wurde, handelte es sich um eine seltene Ausnahme.

Warum das so ist, welche Risiken ein hohes Vateralter für die Gesundheit des Kindes bergen kann und was Expert*innen zur nachlassenden Fruchtbarkeit sagen, erfahren Sie im Folgenden.

1. Die biologische Uhr schlägt auch für Männer

Bei Frauen ist die abnehmende Fruchtbarkeit weithin bekannt: Die Eizellreserve sinkt, und ab Mitte 30 lassen Qualität und Quantität deutlich nach. Was viele nicht wissen: Auch bei Männern tickt die biologische Uhr. „Grundsätzlich können Männer bis ins hohe Alter Kinder zeugen“, betont Professorin Sabine Kliesch, Direktorin des Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie an der Uniklinik Münster, gegenüber „Quarks“. Doch schon ab etwa 40 wird das Zeitfenster enger – und wie schnell sich die Zeugungsfähigkeit verschlechtert, ist individuell sehr unterschiedlich.

2. Prominente Ausnahmen: Clooney, Gere und Chaplin

Natürlich lassen sich Namen berühmter Männer anführen, die noch im hohen Alter Vater wurden:

  • George Clooney war 56 bei der Geburt seiner Zwillinge.
  • Richard Gere hatte sein viertes Kind mit 70.
  • Charlie Chaplin (1889–1977) hatte insgesamt elf Kinder, das jüngste kam zur Welt, als er 73 Jahre alt war.

Solche Beispiele verleiten allerdings leicht zum Trugschluss, dass eine natürliche Vaterschaft in fortgeschrittenem Alter problemlos möglich wäre. Expert*innen sehen diese Beispiele vielmehr als Ausnahmen.

3. Wenn Spermien träge werden

Spätestens ab dem 40. Lebensjahr produzieren Männer zwar weiter Spermien, aber deren Qualität nimmt ab – genetische Defekte häufen sich und die Spermien verlieren mit der Zeit an Beweglichkeit. Je größer der Anteil defekter Spermien ist, desto länger dauert es, bis eine Schwangerschaft eintritt. Ein britisches Forschungsteam hat beispielsweise festgestellt, dass Paare, bei denen der Mann über 40 und die Frau unter 25 Jahre alt ist, rund dreimal so viel Zeit benötigen, um schwanger zu werden, im Vergleich zu jüngeren Männern unter 40.

4. Mögliche Risiken für das Kind

Neben der geringeren Wahrscheinlichkeit, dass eine Schwangerschaft überhaupt eintritt, können fortgeschrittenes Vateralter und eine schlechtere Spermienqualität auch das Risiko für gewisse Erkrankungen beim Kind erhöhen. Professorin Sabine Kliesch nennt unter anderem psychische Auffälligkeiten und Autismus als Beispiele, bei denen ein höheres Vateralter als begünstigender Faktor diskutiert wird.

5. Fortpflanzungsfähigkeit sinkt weltweit

Eine israelische Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift „Human Reproduction Update“, zeigt zudem einen besorgniserregenden Trend: Zwischen 1973 und 2018 sank die durchschnittliche Spermienkonzentration um mehr als 51 Prozent. Die Forschenden gehen von einem durchschnittlichen Rückgang von 1,1 Prozent pro Jahr aus. Zwar ist unklar, welche Faktoren (z.B. Umweltgifte, Lebensstil, Ernährung) genau die Hauptrolle spielen, doch das Ergebnis deutet auf einen globalen und steigenden Spermienschwund hin.

6. „Männliche Menopause“?

Bei Männern gibt es keinen klaren Punkt wie die Menopause bei Frauen. Dennoch spricht Reproduktionsmediziner Eberhard Nieschlag im „Focus“ davon, dass die männliche Fruchtbarkeit bereits ab 40 Jahren langsam, aber sicher abnimmt. Ab etwa 50 lasse sich auch eine zunehmende Reduzierung der Spermienbeweglichkeit erkennen. Dadurch finden die Spermien die Eizelle schlechter, und die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg sinkt.

7. Was Männer selbst tun können

Der natürliche Alterungsprozess lässt sich nicht aufhalten, doch einige Maßnahmen können helfen, die Fruchtbarkeit möglichst lange zu erhalten:

  • Rauchen aufgeben: Rauchen gilt als einer der größten Risikofaktoren für eine schlechtere Spermienqualität.
  • Alkoholkonsum einschränken: Zu viel Alkohol schwächt den Organismus und somit auch die Fruchtbarkeit.
  • Sport in Maßen: Ein aktiver Lebensstil ist gesund, zu viel Leistungssport oder starke Wärmebelastung (Sauna, enge Kleidung) kann hingegen Spermien schaden.
  • Stress minimieren: Dauerstress wirkt sich negativ auf den Hormonhaushalt und die Gesundheit insgesamt aus.

8. Diagnosemöglichkeiten und Behandlungen

Bei Unsicherheiten bezüglich der eigenen Zeugungsfähigkeit kann ein Spermiogramm Aufschluss geben. Dabei werden Anzahl, Beweglichkeit und Form der Spermien untersucht. Bei auffälligen Ergebnissen folgen meist Hormonuntersuchungen oder Ultraschalluntersuchungen der Samenwege. In manchen Fällen können Medikamente oder operative Eingriffe die Fruchtbarkeit verbessern. Allerdings betont die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), dass häufig keine eindeutige Ursache für eingeschränkte Fruchtbarkeit gefunden wird.

9. Einfluss des Lebensstils und gesellschaftliche Trends

Während das Durchschnittsalter von Vätern in Deutschland steigt – 1991 lag es beim ersten Kind bei rund 31 Jahren, heute sind es im Schnitt 34,6 Jahre – müssen sich Männer bewusst sein, dass die Fruchtbarkeit nicht unendlich ist. Gründe für den späteren Kinderwunsch liegen häufig in gesellschaftlichen Entwicklungen wie späterem Berufseinstieg und Wunsch nach finanzieller Sicherheit. Die Forschung belegt jedoch immer deutlicher, dass lange Wartezeiten Nachteile mit sich bringen können, sowohl für die Chancen auf eine Schwangerschaft als auch möglicherweise für die Gesundheit des Kindes.

10. Fazit: Rechtzeitige Planung und ärztliche Beratung

Obwohl es auch in höherem Alter erfolgreiche Beispiele für Vaterschaften gibt, sind diese eher die Ausnahme als die Regel. Wer auf ein „spätes Vaterglück“ setzt, sollte sich über die Risiken und den möglichen Aufwand im Klaren sein. Ein Spermiogramm und ein frühzeitiges Gespräch mit Fachärzt*innen oder „Bestfertility“ können helfen, den eigenen Fruchtbarkeitsstatus besser einzuschätzen und sich realistische Ziele zu setzen. Denn die biologische Uhr tickt nicht nur für Frauen, sondern auch für Männern.

Wir hoffen, dass Ihnen dieser Newsletter hilfreiche Informationen liefert und für das Thema Männergesundheit sensibilisiert. Sollten Sie Fragen haben oder mehr erfahren wollen, sprechen Sie unbedingt Ihre Ärztin oder Ihren Arzt an oder wenden Sie sich an www.bestfertility.de

Herzliche Grüße und bleiben Sie informiert,

Dr. Friedrich Gagsteiger

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