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Erfahrungsbericht: Teilnahme am 10. DVR Kongress 2023 in Bonn

Vom 20. bis zum 22. September hatte ich die Gelegenheit am 10. September DVR Kongress in Bonn teilzunehmen. Alle 2 Jahre trifft sich der Dachverband Reproduktionsmedizin, in dem die wichtigsten wissenschaftlichen Fachgesellschaften in der Reproduktionsmedizin, das “Deutsche IVF-Register (DIR)” und der “Bundesverband Reproduktionsmedizinischer Zentren (BRZ)” organisiert sind.

Am Mittwoch, 20. September, begann der Kongress mit spezialisierten Kursen, die tiefe Einblicke in verschiedene Aspekte der Reproduktionsmedizin boten. Besonders aufschlussreich fand ich den Kurs über ovarielle Stimulation und ART unter der Leitung von Norah L.A. Emrich. Parallel dazu bot Andreas Schallmoser eine eingehende Schulung im Bereich der Kryokonservierung von Ovargewebe an. Die Spermiogramm-Einheit, präsentiert von Prof. Gerhard Haidl und Professor Hans-Christian Schuppe, bot eine detaillierte Übersicht über aktuelle Praktiken und Techniken.

Die Begrüßungssitzung mit Jean-Pierre Allam, Verena Nordhoff und Nicole Sänger legte den Grundstein für die bevorstehenden Diskussionen. Die Keynote-Präsentationen standen im Mittelpunkt des Tages. Gianluca Amadeis Beitrag zur Entwicklung synthetischer Embryonen war sowohl informativ als auch zukunftsweisend. Eine weitere wichtige Diskussion drehte sich um die Rolle sozialer Medien in der Medizin, präsentiert von Christoph Kessler und Arno Zurstraßen. Abschließend bot Matthias Rose eine fundierte Perspektive auf die mögliche Zukunft der Medizin bis 2030.

Im Segment “Junge Andrologie” wurden relevante Themen wie der ungewöhnliche Phänotyp unfruchtbarer Männer mit Azoospermie von Maria Schubert und die Sertoli-Zell-Reifung im Klinefelter-Syndrom durch Sofia Boeg Winge beleuchtet. Ann-Kristin Dicke lieferte interessante Einsichten in die Rolle von DDX3Y in der Spermatogenese.

Unter dem Themenbereich “Transgender” präsentierte Christoph Dorn die täglichen Herausforderungen und Facetten der Behandlung von Transgender-Patienten. Katrin Neumann betonte die Wichtigkeit von speziellen Stimmsprechstunden, und Monika Frommel gab einen Überblick über die rechtlichen Aspekte der Kryokonservierung bei Trans*Personen.

In den Parallelveranstaltungen gab es informative Vorträge von der DGA über andrologische Abklärung, AG MuT mit Fokus auf extrazelluläre Vesikel und der SRBM der DGE, die sich mit Aspekten wie IVF und Endometriose beschäftigte.

Das wissenschaftlichen Programms des DGGEF bot mir die Gelegenheit, drei bemerkenswerte Vorträge zu verfolgen, die jeweils unterschiedliche Bereiche der Reproduktionsmedizin beleuchteten.

Zunächst referierte Frau Bettina Böttcher aus Innsbruck über GLP-1-Analoga, insbesondere ihre Anwendung und Potenziale im Kontext von Gewichtsmanagement. Die sachliche Darstellung war informativ und betonte die aktuellen Forschungsergebnisse und klinischen Anwendungen der GLP-1-Analoga.

Der folgende Vortrag wurde von Prof. Ludwig Kiesel aus Münster gehalten und konzentrierte sich auf die Frage, ob Endometriose als systemische Erkrankung betrachtet werden kann. Prof. Kiesel präsentierte eine Reihe von Studienergebnissen und aktuellen Erkenntnissen, die ein umfassendes Bild dieser komplexen und oftmals missverstandenen Erkrankung zeichneten.

Schließlich gab Frau Julia Rehnitz aus Heidelberg einen tiefen Einblick in die molekulargenetischen Grundlagen der Follikulogenese. Es war beeindruckend, die neuesten Fortschritte auf diesem spezifischen Gebiet der Genetik und Reproduktionsbiologie zu verfolgen.

Der Nachmittag bot eine ausführliche digitale Poster-Ausstellung und endete mit den Mitgliederversammlungen von DGGEF und DGRM, die aktuellen Entwicklungen in den jeweiligen Fachbereichen hervorhoben.

Am Donnerstag, 21.September 2023, starteten wir gleich mit wichtigen und aktuellen Themen.

Der Abschnitt “Fundamente Kryo-Ovar und TESE”, präsentiert von Andreas Schallmoser und Tim Pock, bot eine tiefgehende Diskussion über die Grundlagen und Fortschritte in diesen speziellen Bereichen der Reproduktionsmedizin.

Das Netzwerk Reproduktionsforschung stellte Programme und Perspektiven für forschende in der Reproduktionsmedizin und -biologie vor. Besonders interessant fand ich die Präsentation von Maria Sundh über das ReproUnion – Interreg consortium, das innovative Strategien für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Reproduktionsmedizin thematisierte.

Es folgten weitere fachlich tiefgehende Präsentationen zu verschiedenen Aspekten, von “Job & Familie” bis zu spezifischen wissenschaftlichen Themen wie “Pittfalls von RCTs/ und Metaanalysen”. Der Austausch und die Diskussionen, sowohl während der Präsentationen als auch in den Pausen, waren von hoher Qualität und zeugten von der Expertise und dem Engagement der Teilnehmer.

Die parallelen Sessions ermöglichten es den Teilnehmern, sich für die für sie relevantesten Themen zu entscheiden. Persönlich fand ich die Präsentationen über Endometriose sehr aufschlussreich, insbesondere die Diskussionen über operative Eingriffe im Zusammenhang mit dieser Erkrankung.

Die Mittagspause gab Gelegenheit zu den Netzwerken und zum Besuch der Industrieausstellung, wo neueste Produkte und Innovationen vorgestellt wurden.

Der Nachmittag war ebenso informativ mit Beiträgen zu verschiedenen Themen, darunter auch außerhalb der Kernthemen der Reproduktionsmedizin, wie “Nachwuchsmangel in der Medizin” und “Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der Medizin”.

Im Rahmen des wissenschaftlichen Programms des AKDI stand die donogene Insemination in Deutschland im Mittelpunkt der Diskussionen. Unter der Leitung von Constanze Bleichrodt aus München und Petra Thorn aus Mörfelden wurden aktuelle Daten und historische Entwicklungen präsentiert.

Andreas Hammel aus Erlangen gab Einblicke in das Deutsche Inseminationsregister, wobei er aktuelle Zahlen und Auswertungen vorlegte. Diese Informationen boten einen umfassenden Überblick über aktuelle Tendenzen und den Status der donogenen Insemination in Deutschland.

Ein weiterer interessanter Aspekt war die Vorstellung von persönlichen Erfahrungen von Samenspendern. Diese Berichte, moderiert von Constanze Bleichrodt und Andreas Hammel, boten eine sachliche und informative Perspektive auf das Thema.

Im Rahmen des D∙I∙R Programms wurden verschiedene Themenbereiche behandelt. Ute Czeromin aus Gelsenkirchen und Markus Kimmel aus Düsseldorf diskutierten Optimierungsmöglichkeiten bei der Registerarbeit. Jan-Steffen Krüssel aus Düsseldorf reflektierte die Entwicklungen der letzten 40 Jahre, und Andreas Tandler-Schneider aus Berlin stellte einen internationalen Vergleich an.

Zum Abschluss bot der Festabend im GOP eine angenehme Gelegenheit, sich in einem weniger formellen Umfeld auszutauschen und den Tag ausklingen zu lassen.

Am Freitag, 22.September 2023, wurde das wissenschaftliche Programm des BRZ und der AGEM

Die Session “Love Around the Generations” unter dem Vorsitz von Cornelia Friedrich und Ulrike Plogstieß behandelte mehrere Schlüsselthemen. Madita Oeming aus Göttingen legte ihre Forschungsergebnisse über die Auswirkungen von Pornokonsum bei Jugendlichen vor. Cornelia Friedrich diskutierte im Anschluss die sexualmedizinische Perspektive der Endometriose. Ein weiteres Highlight war der Beitrag von Ulrike Plogstieß, der sich mit der sexualtherapeutischen Paarberatung bei unerfülltem Kinderwunsch auseinandersetzte.

In der BRZ-Session präsentierte Jesper M.J. Smeenk aus Tilburg eine gründliche Bestandsaufnahme der Reproduktionsmedizin im europäischen Umfeld, wodurch die aktuellen Trends und Herausforderungen in diesem Bereich hervorgehoben wurden.

Die AGEM-Sitzung konzentrierte sich auf das Management von Endometriomen. Hierbei wurden sowohl konservative Therapieansätze, vorgestellt von Sylvia Mechsner, als auch operative Verfahren und deren Nachsorge, diskutiert von Sebastian D. Schäfer und Anja Mutz.

Zwischen den Sitzungen bot eine Kaffeepause Gelegenheit zum „Netzwerken“ und zum Besuch der Industrieausstellung, bei der aktuelle technologische Fortschritte in der Reproduktionsmedizin vorgestellt wurden.

Dann ging es weiter mit einer hitzigen Debatte unter dem Titel „Viel Lärm um Nichts?“, moderiert von der kompetenten Susanne Wieseler aus Köln. Im Mittelpunkt dieser Diskussion stand eine umfassende Betrachtung des Embryonenschutzgesetzes, das nun schon 33 Jahre Bestand hat. Jan-Steffen Krüssel aus Düsseldorf gab eine fundierte Einführung und Bestandsaufnahme der Deutschen Reproduktionsmedizin, die eine solide Grundlage für die folgende Diskussion bot.

Die Diskussionsrunde bestand aus einer beeindruckenden Gruppe von Experten. Hartmut Kress aus Bonn sprach über ethische und medizinhistorische Aspekte, während Katharina Hancke aus Ulm ihre Perspektive aus dem wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer und der Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin einbrachte. Es war besonders aufschlussreich, Heribert Kentenich’s Sichtweise über das Vorgehen deutscher Politiker bei der Gesetzestext-Findung zu hören. Weitere Diskussionsbeiträge kamen von Ulrich A. Knuth, einem Vertreter des Bundesverbands Reproduktionsmedizinischer Zentren Deutschlands e.V., und Jasmin Passet-Wittig aus Wiesbaden, die für das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung sprach.

Ein weiteres Highlight war die Vorstellung des D∙I∙R Jahrbuchs 2022 durch Jana Bender-Liebenthron und Jan-Steffen Krüssel aus Düsseldorf sowie Andreas Tandler-Schneider aus Berlin. Dieses Jahrbuch schien eine wertvolle Ressource zu sein und bot wichtige Erkenntnisse in verschiedene Aspekte der Reproduktionsmedizin.

Der Kongress endete mit einer bewegenden Verabschiedungszeremonie, bei der der Staffelstab von Jean-Pierre Allam, Bonn, an Verena Nordhoff, Münster, und Nicole Sänger, Bonn, übergeben wurde.

Im Anschluss an die Hauptveranstaltungen bot sich im Foyer und im Saal Bonn die Gelegenheit zum weiteren fachlichen Austausch, zur Netzwerkbildung und zur Teilnahme an einem BRZ-Treffen.

Insgesamt bot der 10. DVR Kongress eine Fülle von Informationen, die von einem beeindruckenden Spektrum von Experten präsentiert wurden. Es war eine wertvolle Erfahrung, die mein Verständnis in vielen Bereichen der Reproduktionsmedizin vertieft hat. Ich sehe bereits der nächsten Veranstaltung mit Spannung entgegen.

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