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Aktuelle Studie hinterfragt Notwendigkeit von ICSI bei IVF

Liebe Leserinnen und Leser

in der neuesten Ausgabe unserer Newsletter-Reihe möchten wir Ihnen eine bemerkenswerte Entwicklung in der Welt der Reproduktionsmedizin vorstellen. Eine aktuelle Studie, veröffentlicht in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet, liefert aufschlussreiche Erkenntnisse zur Anwendung der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) bei der In-vitro-Fertilisation (IVF).

Die Hauptaussagen der Studie:

  • ICSI, eine weit verbreitete Zusatzbehandlung bei IVF, die ein einzelnes Spermium direkt in eine reife Eizelle injiziert, könnte in vielen Fällen eine teure und invasive Maßnahme ohne notwendigen Mehrwert sein.
  • Die Forschung, geleitet von Prof. Ben Mol von der Monash University in Australien und Dr. Rui Wang aus China, zeigt, dass ICSI die Erfolgschancen bei Paaren ohne schwere männliche Unfruchtbarkeit nicht signifikant verbessert.
  • Obwohl ursprünglich für schwere Fälle männlicher Unfruchtbarkeit entwickelt, wird ICSI heute fast routinemäßig bei der Mehrheit der IVF-Zyklen weltweit eingesetzt – ein Trend, der nun hinterfragt wird.

Wichtige Ergebnisse der Studie:

  • Eine Untersuchung in Australien und Neuseeland zeigte, dass von über 100.000 IVF-Zyklen im Jahr 2021 die Anwendung von ICSI bei 55,6 % lag, obwohl nur 30 % der Paare tatsächlich von schwerer männlicher Unfruchtbarkeit betroffen sind.
  • In einer umfangreichen, randomisierten Studie wurden keine signifikanten Unterschiede in den Lebendgeburtenraten zwischen ICSI und konventioneller IVF bei Paaren mit leichter männlicher Unfruchtbarkeit festgestellt.

Was bedeutet das für Betroffene?

Die Studie wirft wichtige Fragen hinsichtlich der routinemäßigen Anwendung von ICSI bei IVF-Behandlungen auf. Die Ergebnisse legen nahe, dass Paare, insbesondere diejenigen ohne schwere männliche Unfruchtbarkeit, die Vor- und Nachteile dieser Methode sorgfältig abwägen sollten. Die zusätzlichen Kosten und potenziellen Risiken, einschließlich eines leicht erhöhten Risikos für urogenitale Anomalien, sind wichtige Aspekte, die in die Entscheidungsfindung einfließen sollten.

Unser Fazit

Diese Studie ist ein wichtiger Beitrag zur laufenden Debatte über die Effektivität und Notwendigkeit von ICSI bei IVF-Behandlungen. Sie unterstreicht die Bedeutung evidenzbasierter Entscheidungen in der Reproduktionsmedizin und fordert zu einer kritischen Überprüfung der gegenwärtigen Praxis auf.

Für weitere Informationen zu diesem Thema und weiterführenden Erkenntnissen empfehlen wir Ihnen, den vollständigen Bericht in The Lancet zu lesen.

Mit besten Grüßen,

Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger

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